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Im Jahr 1910 fand auf dem Münchner Messegelände, der heutigen Theresienhöhe, eine einzigartige Veranstaltung statt. Mit fast 3.600 Exponaten in 80 Räumen präsentierte und würdigte eine Ausstellung das gesamte Spektrum der visuellen Kultur der islamischen Welt. Diese Ausstellung setzte neue Maßstäbe für die Rezeption und Erforschung islamischer Kunst im Westen.

"Tradition of Future – Future of Tradition" ist eine kuratorische Arbeit, deren Elemente im Laufe eines Jahrhunderts gesammelt und ausgewählt wurden.
Die Ausstellung vermischt traditionelle islamische Kunst aus der Ausstellung von 1910 mit zeitgenössischer islamischer Kunst, Design, Typografie, Film und Architektur.

 

Der Ausstellungsaufbau ist kreisförmig angelegt und geht von einem Zentrum aus, das der Besucher erreicht, nachdem er Dokumente der historischen Ausstellung gesehen hat. Im mittleren Saal werden rund 30 der berühmtesten Teppiche, Vasen, illuminierten Manuskripte und andere Werke der Ausstellung von 1910 präsentiert. Im engeren Kreis befinden sich Vertreter der östlichen "Moderne", die sich zwischen 1910 und 2010 bewegen.

Die Szenografie der Ausstellung wird durch eine architektonische Struktur aus hängenden Stoffen zur Präsentation der Kunstwerke geschaffen. Der Raum ist entlang miteinander verbundener Pfade ausgerichtet, die einen fließenden Perspektivwechsel zwischen ausgestellten Werken verschiedener Zeitepochen ermöglichen.

Der Umstand, dass aus Geweben und Textilien hergestellte Objekte sowohl zu den bedeutendsten der Ausstellung von 1910 zählten als auch bei der gegenwärtigen Auswahl eine markante Rolle spielen (siehe die 99 hängenden Banner — «Die unsichtbaren Meister» — von Rachid Koraïchi), diente als Inspiration, um das spezifische Material, seine Tradition, seine Zukunft und seine praktischen Anwendungen näher zu betrachten.

In Ägypten bestehen die lokalen, traditionellen Einfassungen, Abhängungen oder Verkleidungen aus farbenfrohen und bunt gemusterten Stoffelementen. Sie werden gewöhnlich verwendet, um spezielle Bezirke abzustecken, Zugänge zu regeln, Feste und Feierlichkeiten abzuschirmen oder um geschlossene Veranstaltungen zu markieren oder auch anzukündigen.

Dieser Tradition folgend, wurden das Material und seine Elemente neu bearbeitet, um eine visuell abstrahierte Version zu entwickeln,

 

die die Funktionen der traditionellen Absperrungen und Einfassungen übernimmt — jedoch in einer zeitgenössischen, modernen Sprache, die die Besucher anspricht — und die die lose verbundenen Gruppierungen der Ausstellungsobjekte umfasst und in acht getrennte Bereiche gliedert.

Die dementsprechend gestalteten, semitransparenten, mit Kordelmuster versehenen Wandverkleidungen und –abhängungen wurden in Kairo gewebt. Die daraus entstehenden, über Dreiecke gebildeten Räume, hängen in einem Netz von Pfaden zusammen, welches wiederum auf subtile Art und Weise die Architektur des Haus der Kunst von Paul Ludwig Troost kommentiert, indem es die strenge Hierarchie der Säle vorübergehend in eine neue, verschachtelte und multiperspektivisch angelegte Ordnung überführt. Diese Räume fordern dazu auf, mögliche Verbindungen von Tradition und Zukunft aus sich verändernden Blickwinkeln zu betrachten.




Kuratoren: Chris Dercon, León Krempel, Avinoam Shalem.

Künstler: Doa Aly, Kader Attia, Yto Barrada, Hussein Chalayan, Saloua Raouda Choucair, Dar Onboz, Choreh Feyzdjou, Wafa Hourani, Emre Hüner, Reem al-Ghaith, Khatt Foundation, Buthina Canaan Khoury, Abbas Kiarostami, Rachid Koraïchi, Samir El Kordy, Maha Maamoun, Tala Madani, Nassar Mansour, Walid Raad, Mahmoud Said, Ibrahim El Salahi, Monir Shahroudy Farmanfarmaian, Huda Smitshuijzen-AbiFarès, Mounira Al Solh, Akram Zaatari and others.

Team: Samir El Kordy
Caro Baumann, Ahmed Fathy, Samir Aiyad, Bruno Pereira

Produktion: Carla van Beurden
Produktionleitung: Prof. Dr. Samia El-Sheikh

Photos: Caro Baumann, Wilfried Petzi

Film zur Ausstellung - hier KLICKEN

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