morePlatz
architektur / städtebau / kunst / büro / publikationen / kontakt english

Die heutige Kulturlandschaft beim Dietenbach wird durch eine Vielzahl kultureller und natürlicher Strukturen gegliedert. Das sind Parzellen, Felder, Wege, Gehölze und der Dietenbach selbst. Diese vorhandene Gliederung wird als formgebendes Gerüst genutzt und in eine neue Logik von Strassen und Baufeldern übersetzt. Der neue Stadtteil Dietenbach baut somit auf gegebenen Strukturen auf und transformiert sie in Baufelder, Strassen und Wege, und Freiräume mit vielschichtigen räumlichen Qualitäten.

Die vorhandene Zäsur des Dietenbachs mit Flutmulde wird aufgegriffen und zu einer verzweigten Freiraumfigur entwickelt. Als landschaftliches Element vernetzt sie die umliegenden Naherholungsräume auch für die benachbarten Quartiere.
Die drei Quartiere Dietenbachs sind eigenständige und überschaubare Entwicklungs-bausteine. Die drei Bausteine - in ihrer Grösse vergleichbar mit dem Quartier Vauban - sind grössere Nachbarschaftsverbände mit eigenständiger Verkehrsanbindung, sozialer Infrastruktur und lokaler Versorgung. Diese relative Eigenständigkeit erlaubt eine auf unterschiedliche Entwicklungsszenarien angepasste Wachstumsdynamik.

Masstäblichkeit, Gliederung, Orientierung
Der Park - eine Freiraumfigur und Bindeglied der umliegenden Naherholungsgebiete. Sie wird geformt durch zwei Bänder: Das Nord Süd Band folgt dem natürlichen Bachlauf des Dietenbachs und stärkt dessen Bedeutung im übergeordneten landschaftlichen Kontext. Zum Rieselfeld hin wird es durch ein Ost-West orientiertes Band ergänzt, das ungefähr auf der Mitte des Bachbetts abzweigt. Dieser innere Freiraum organisiert und gliedert den ganzen Stadtteil, und fördert eine selbstverständliche Orientierung, da schon aus der Mitte heraus Blickbeziehungen zu den umliegenden Quartieren und in die Landschaft möglich werden.

Überlagerte Netze von Wegen und Strassen.
Die verschiedenen, schon heute bestehenden Fusswege oder Wirtschaftswege und Parzellengrenzen bilden die Blaupause des zukünftigen Strassennetzes. Dieses wenig hierarchische Strassennetz wird durch den neuen, übergeordneten Strassenring zusammengebunden und von einem feinmaschigen Netz von mehr oder weniger informellen Fusswegen überlagert.

 

 

Die Stadtbahn als strukturierendes Rückgrat bindet die neuen Quartiere in den Kontext des Rieselfelds und der Stadt Freiburg ein. An den Haltestellen der Stadtbahn befinden sich verdichtete Versorgungsschwerpunkte für Einkauf und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. und steigern die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs.

Ein Mosaik durchgrünter Wohnsiedlungen.
Dietenbach orientiert sich zwar an Randbebauungen, gleicht aber dank stark durchgrünter Zwischenräume auch einem Mosaik von Stadtrandsiedlungen mit Gärten, grünen Pufferzonen und Grünanlagen, von unterschiedlicher Masstäblichkeit. Wohnen Im Grünen wird ein charakteristisches Merkmal Dietenbachs.

Plätze und Parks als lokale Aufenthaltsorte und Treffpunkte
Einige grössere und zahlreiche kleinere öffentliche Freiräume dienen als Treffpunkte im Quartier. Die grösseren Plätze und Anlagen befinden sich in den dichteren zentralen Lagen. Sie bilden für jedes Quartier typische Nuklei mit, ortstypischen räumlichen und gestalterischen Qualitäten. Die Vielzahl kleinerer und individueller Freiräume (Pocketparks, Spielplätze, Vorplätze, Häuserecken, öffentliche Höfe u.a.m.) sind über das gesamte Gebiet verteilt und integrieren sich in die Nachbarschaften.



Grundsätze für die Bebauung
Die Überbauung der Baufelder folgt ein paar einfachen Grundsätzen, lässt aber auch gezielte Abweichungen zu:
1. Die Bebauung folgt der Strassenlinie. Sie kann offen sein, sollte jedoch eine geschlossene Gesamtwirkung erzeugen.
2. Die Adressierung erfolgt mit Ausnahme von Hofbebauungen grundsätzlich von der Strasse aus
3. Ein halböffentliches Band von 1 bis 5 Metern Breite umschliesst das Baufeld und dient der Herstellung eines Bezugs zwischen öffentlich und privat.
4. Unterschiedliche Gebäudehöhen in den Baufeldern sind innerhalb der festgelegten Gesamtdichten erwünscht.
5. Die Erdgeschossnutzungen sollen (mit Ausnahme der Kernzonen) auch für Wohnen geeignet sein. Vorgärten zur Strasse dürfen nicht direkt von der Erdgeschosswohnung zugänglich sein, um den städtischen Charakter und Flexibilität der Nutzungen zu erhalten.

Flexibilität und Variabilität der städtebaulichen Konzeption
Auf der Grundfigur der drei Entwicklungsgebiete sind in späteren Entwicklungs-abschnitten auch andere Siedlungskonzepte denkbar, falls diese die zukün-ftigen Bedürfnisse besser abbilden als die hier vorgegebenen.

Typologische Vielfalt in den Baufeldern
Die Baufelder gehorchen ein paar einfachen Regeln, so dass eine hohe typologische Vielfalt mit differenzierten Besitzverhältnissen möglich wird.

 

 

Reversible Erdgeschossflächen an Standorten mit Gewerbe-potenzial, aber (noch) fehlender Nachfrage, werden Erdgeschoss-wohnungen so konzipiert, dass sie als Gewerberäume umgenutzt werden können.

partizipative Flächen für die neue Bevölkerung.
Zur besseren sozialen Integration werden nutzungsneutrale Flächen ausgewiesen, die von den zukünftigen Bewohnern für sozial integrative Projekte genutzt werden können.

Verkehr, Mobilität
Für zu Fuss Gehende sind alle Strassen, Wege oder Plätze attraktiv und sicher begehbar. Darüber hinaus sorgt ein feinmaschiges, eher informelles öffentliches Netz von Pfaden innerhalb der Baufelder für erlebnisreiche Schulwege und Kontakte im nach-barschaftlichen Umfeld. Dem Langsamverkehr ist grundsätzlich Priorität einzuräumen.

Haltestellenetz und Linienführung Strassenbahn
Die Stadtbahn wird auf dem vorgegebenen Trajekt in das Gebiet verlängert und gegen Süden nach Dietenbach Süd geführt, obwohl die alternative Route entlang der Carl von Ossietzky Strasse vorteilhafter erscheint. Die alternative Route kann als Option beibehalten werden.

Die erste Station liegt direkt am Übergang vom Rieselfeld zu Dietenbach. Als gemeinsamer Einzugsbereich des Rieselfelds und Dietenbach sowie Schnittstelle zu den gemeinsamen Naherholungsgebieten hat der Standort verbindenden Effekt für die beiden Stadtteile. Vor allem für die Bewohner im nordwestlichen Quartier Dietenbachs ist diese Haltestelle am nächsten zu erreichen.

 

 

 

 


Die weiteren Stationen werden strategisch im Gebiet an öffentlichen Schlüsselstellen angeordnet, um eine möglichst vollständige Anbindung zu erreichen; sie befinden sich im Gebiet nördlich des Schulcampus, an der Längsseite des Parks am Dietenbach und bei der Wendeschleife im nördlichen Quartier.

Radrouten
Die Radrouten im Dietenbach werden flächendeckend in das Strassen- und Wegenetz eingebunden und an möglichst vielen Stellen auch mit den benachbarten Stadtteilen Rieselfeld, Weingarten, Lehen und Langwasser vernetzt. Die Unterführung in Richtung Dietenbachpark könnte durch Verbreiterung zu einer landschaftlichen Verbindung mit Feuchtbiotop aufgewertet werden. Die Fahrradroute, die von der Dreisam kommend nach Dietenbach einschwenkt, führt in die Mitte des Freiraums und des gesamten Gebietes.

Motorisierter Individualverkehr
Die beiden Anschlusspunkte Am Lehen und an der Besançonallee werden an einen Erschliessungsring für MIV angebunden, ohne einen Short-Cut zu erzeugen. Dank dieser Umfahrung werden die Wohnquartiere des gesamten Stadtteils für Autos von aussen her erschlossen, so dass die KFZ-Frequenz zu den inneren Baufeldern und zum Freiraum hin minimiert werden kann.

 

Robustes Freiraumgerüst
Wichtigstes Merkmal des neuen Stadtteils ist die Wiederentdeckung des Dietenbaches, der nicht nur eine technische Flutmulde bekommt, sondern dessen Lauf sich im Bereich der neuen Stadt zum breiten, öffentlichen Raum "Dietenbachpark" weitet. Der quer dazu liegende Stadtteilpark verlinkt den Landschaftsraum Rieselfeld mit dem Dietenbach und erzeugt eine prägende Freiraumfigur, die drei Quartiere erzeugt und verbindet. Hier lässt sich die ursprüngliche Weite des Landschaftsraums erleben und eine ausreichend überlokale Freiraumversorgung gewährleisten. Beide Freiraumelemente bilden das zentrale Freiraumgerüst auf Makroebene, das sich bei jeder Art der Annäherung (mit dem Rad, per Stadtbahn oder PKW) erleben lässt.

 

 

 

 

Teilidentitäten in den Quartieren
Die räumliche wie gestalterische Ausprägung von ortstypischen Freiraumstrukturen auf Mesoebene erzeugt wiedererkennbare Identitäten. Ein Nukleus besteht aus Stadtplatz und Quartierspark, die meist an Haltestellen der Stadtbahn, wichtigen Hochpunkten und Nutzungen mit Zentrumsfunktion liegen. Der Quartiersplatz dient als Treffpunkt, Marktplatz und Veranstaltungsort und stellt eine räumliche Weitung im kompakten Stadtgefüge dar. Der Quartierspark wiederum versorgt das Quartier mit Kinder- und Jugendspiel sowie nutzungsoffenen Räumen.

Naturnahe Freiräume
Die Landschaftsbänder und Inseln innerhalb der Quartiere werden naturnah gestaltet und leisten ihren Beitrag als ökologische Korridore. Die begrünten Straßenräume stellen darüberhinaus kühlende und verbindende Bausteine eines nachhaltigen Freiraumnetzwerks dar.


Design Team: morePlatz, Yewo, Cabane
morePlatz: Johannes Schele, Etienne Mercier, Caro Baumann
Yewo: Dominik Scheuch, Ania Strasser, Lydia Korachikowa, Paulina Lipka
Cabane: Philippe Cabane, Sarah Zussy
Area: 110 ha, 700.000 m2 Wohnen
Project Year: 2017

Zurück

  © 2018 All Rights Reserved